Die Haus-Analogie: eine Systematik digitaler Geschäfts-Plattformen

, Podio


Bitte den Nachfolgeartikel

Digitale Geschäftsplattformen als Produktionsgebäude: eine Systematik anhand der Haus-Analogie

in der Aussenposten-Infothek lesen, dieser hier ist stellenweise deutlich veraltet!

Analogien hinken meistens: „Software für Geschäftsprozesse ist wie ein Wirtschaftsgebäude, wie ein Haus zum darin arbeiten“. Aber es ist genug Stimmiges an der Analogie, um sich Einiges klarzumachen und dann genauer zu wissen – oder eher zu spüren –, welches Konzept für das eigene Unternehmen am geeignetsten ist.

Ob die abzubildenden Geschäftsprozesse eher im Bereich Projektmanagement liegen, im ERP (Warenwirtschaft), CRM (Kundenbeziehungen, Vertrieb), Rechnungswesen/Buchhaltung, Zeiterfassung oder tief in den Produktionsprozess greifen, Stichwort IoT, spielt immer weniger eine Rolle. Die Unterschiede zwischen den Spezialisierungen verschwimmen, weil die “großen” Systeme am Markt von Herstellern wie SAP, Microsoft, Oracle, Infor oder im Open Source-Bereich Odoo zunehmend ganzheitlich an die Sache herangehen. Daher stehen die “kleinen” Systeme, die jeweils nur oder vor allem auf einen Bereich zielen – Salesforce, Basecamp, Asana, Trello, Redmine, Confluence, QuickBooks, Freshbooks, Zendesk, Dropbox, MailChimp und wie sie alle heißen, unter dem Druck, durch Verknüpfbarkeit ebenfalls das ganze Unternehmen integrieren zu können. Aber wo nur steht Podio?

Genug der Vorrede, viel Spaß bei den Hausbesichtigungen!

Individualsoftware ist wie ein Architektenhaus mit Atelier (klein) bzw. wie ein Schau-Brauhaus (groß)

Wurde für Künstler gebaut, gibt’s ein Atelier im Dachspitz, wurde für eine Brauerei gebaut, gibt’s kupferne Kessel, eine Galerie, einen Gewölbekeller. Genau so, wie man es sich ausgedacht hat! Schöner und besser geht es nicht, wenn man das Geld hat. Viel Geld. Und wenn man genau das machen möchte, wofür das Haus gedacht ist: schade, wenn man ein Architektenhaus mit Atelier hat und nicht mehr malen möchte, sondern Bier brauen oder Burger verkaufen. Schon für eine Vernissage ist das Architektenhaus zu klein. Die Kessel müssen raus, wenn nicht mehr gebraut werden soll. Individualsoftware sieht manchmal nach ein paar Jahren aus wie ein altes Architektenhaus mit lauter häßlichen, verwinkelten Anbauten, wo nur noch der Abriß hilft.

Im Architektenhaus fließen die Informationen mühelos mündlich am Küchentisch, aber nach außen nur per handschriftlichem Brief. Beim Schau-Brauhaus machen die Gastronomen ihr Ding und die Brauer ihres. Vielleicht hilft das Bier, daß sie auch miteinander reden.

„Große“ ERP/PM-Systeme sind wie ein Krankenhaus in Fertigbauweise

Für jede Aufgabe gibt es einen eigenen Trakt mit dem allerneustem Stand der Technik, alles genügt allen Bestimmungen. Das Fertigbau-Unternehmen hat allen gut zugehört von der Ärzteschaft bis zum Kantinenpersonal und ein durchdachtes Konzept umgesetzt. Die OPs liegen alle nebeneinander im Erdgeschoß und nicht verstreut auf den Stationen, alles andere wäre ja Blödsinn, oder? Nein, das kann man nicht umbauen.

Das Budget pro m2 ist bei entsprechendem Funktionsumfang leider genau so hoch, als hätte man ein Architekturbüro individuell planen lassen, Kostenexplosion inklusive. Man bekommt eine seelenlose Zweckbau-Optik, man verläuft sich in den Gängen, wenn man in den viel zu großen Bau einzieht, das teure CT kann auch nach 5 Jahren noch keiner bedienen – es sei denn natürlich, man ist schon ein richtig großes Medizin-Unternehmen mit echten Abteilungen und Vollzeit-Spezialisten, dann braucht man so ein Haus. Wenn es eng wird, baut man einfach noch einen Trakt an.

Der Aktentransport zwischen den Trakten erfolgt per Haus-Fahrdienst (teuer) oder automatischen Transportfahrzeugen (fast genau so teuer) in den genormten Krankenhaus-Kisten. Für Botschaften von außen und nach außen müssen alle die Norm-Kisten nehmen, sonst wird das nichts.

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„Kleine“ Spezial-Lösungen sind wie eine Burgerketten-Filiale

Wenn man Burger braten und verkaufen will, ist das Perfektion: zeitgemäß chic, funktional, das Preis/Leistungs-Verhältnis stimmt. Im Haus fliegen die Bestellungen mit der Rohrpost wie von Zauberhand. Leider ist eine Burger-Bräterei für alles andere als Burger nicht zu gebrauchen.

Hat man weitere beeindruckende Spezialbauten, z.B. einen Kuhstall mit Melkroboter und ein Gewächshaus mit vollautomatischer Bewässerung, müssen die Rohrpostbüchsen geöffnet und der Inhalt zwischen den Häusern mit dem Boot hin- und hergefahren werden. Die Häuser stehen nämlich überraschenderweise auf Inseln. Manche Häuser haben gar keinen Hinterausgang, manche haben einen zum Wasser hin (API). Man kann auch Boote mieten (Zapier & Co.), aber die Ruderer sprechen spanisch oder chinesisch. Kann man ja lernen, oder?

Email und Excel/Word ist wie ein Einfamilienhaus mit Hobbyraum

Hobbyräume unterscheiden sich je nach Hobby und nach Persönlichkeit des Besitzers. Manche ähneln einer Werkstatt, in manchen ist eine Eisenbahn aufgebaut, manche sind vor allem Abstellräume. Zum Malen ist es eigentlich zu dunkel, zum brauen ist die Decke zu niedrig, und wohin mit dem ganzen Wasser, für mehr als eine Handvoll Leute ist es viel zu eng, und wenn man Burger brät, stinkt das ganze Haus, und kein Kunde kommt vorbei. Trotzdem kann man in einem Hobbyraum eigentlich alles machen. Im Hobby-Maßstab jedenfalls. Man kann sein Hobby sehr ernst nehmen und viel Zeit im Keller verbringen.

Der Postbote bringt eine Märklin-Lok, die mir noch fehlte. Beim nächsten Märklin-Club-Treffen gibt mir Günther einen ganzen Karton mit altem Zeug. Den stelle ich dann erst mal zu den anderen Kartons im Flur. Kann ich ja später noch ausräumen. Günters Hobbyraum sieht auch richtig schlimm aus.

Podio ist wie ein Haus aus riesigen Lego-Steinen mit lauter Lego-Technik

Ein Haus mit Atelier, ein Brauhaus, ein Krankenhaus oder ein Fast Food-Lokal kann man mit Lego-Steinen schnell mal zusammenbauen. Wenn das Atelier zu einem Turm umgebaut werden soll, knick knack fertig. Jede Konstruktionsidee ist viel einfacher umzusetzen als mit anderen Baumaterialien: nichts zu mauern, kein Beton zu gießen, nichts zu fliesen, nichts anzustreichen. Wenn jemandem sein Zimmer oder das Atelier nicht gefällt, wieder auseinandernehmen und neu zusammenbauen. Zugegeben, man sieht das Lego, aber irgendwie wirkt es doch nicht wie Spielzeug, eher wie ein richtiges Haus aus Konstruktionselementen — der Krankenhaus-Neubau hat außen diese Bauhaus-mäßigen anthrazitfarbenen Eternit-Platten, wo ist der Unterschied im look & feel? Das Podio-Lego-Haus ist wasserfest und erstaunlich belastbar, wenn nicht so kugelsicher wie ein Haus aus Stein oder Beton, dann würde es doch ein Erdbeben wohl besser überstehen.

In den Gängen der Häuser fahren Eisenbahnen, heben Krane Lasten von Wagons, es flitzen sogar Roboter-Fahrzeuge herum. Das Zusammenzubauen ist auch nicht viel schwieriger als mit den Lego-Steinen. Es ist nicht alles aus rostfreiem Edelstahl wie im Krankenhaus oder aus Naturstein, Eiche geölt oder blankem Kupfer wie im Architekten- oder Schau-Brauhaus, aber stabil, es bewegt sich, es funktioniert. Man kann etwas umbauen, während in der Burgerketten-Filiale nur die wegschmeißen-und-neu-Methode geht. Wie im Hobbyraum kann man sich hier richtig austoben, aber nicht in einem zu niedrigen, muffigen Keller irgendwo in der Vorstadt, sondern am leuchtend hellen Arbeitsplatz der Zukunft. Amen.

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